Die Geschichte der Geburt von Jesus fasziniert auch nach mehr als zweitausend Jahren: nicht nur weil die Umstände berühren, sondern vor allem, weil die Einzigartigkeit seiner Person herausfordert.
Aus dem Unbegreiflichen verschwinden
Josef ist bereit. Bald wird er mit seiner Auserwählten den Bund fürs Leben schliessen. Doch die skandalöse Nachricht zerstört seine Pläne: Maria, seine Verlobte, ist schwanger. Als rechtschaffener Jude hat er nichts damit zu tun. Seine Treue zu Gott duldet keine Kompromisse. Umso stärker schmerzt die Enttäuschung: Wie konnte es mit Maria nur so weit kommen? Nie hätte er das für möglich gehalten. Sie hat zwar ihre Geschichte, doch die tönt so unbegreiflich: die Begegnung mit dem Engel, die göttliche Ansage, der Heilige Geist als Schöpfer des wachsenden Kindes. Menschliches Versagen lässt sich erklären – doch dass ein Kind einen solchen Ursprung haben soll, übersteigt die wildesten Vorstellungen. Josef hat keine Hoffnung, dass sich die bohrenden Fragen je lösen werden. In seiner Verzweiflung beschliesst er, aus dieser Geschichte zu verschwinden.
Gottes unbegreifliche Geschichte
Bevor Josef sein Vorhaben ausführen kann, wird er unerwartet in den göttlichen Plan eingeweiht. Ein Engel bestätigt, dass Gott selbst mit Maria Geschichte schreibt: «Josef, du Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, deine Frau, zu dir zu nehmen; denn was sie empfangen hat, das ist von dem Heiligen Geist» (Matthäus 1,20). Das wachsende Kind kommt also tatsächlich nicht aus natürlicher Zeugung, sondern ist Gottes einzigartiger Schöpfungsakt.
Mehr als ein Hoffnungsträger
Der versprochene Sohn wird auf völlig natürlichem Weg geboren und am achten Lebenstag beschnitten, um seine jüdische Identität zu bestätigen. Doch sein Name wird nicht von der Familientradition bestimmt. Nach Gottes Anweisung wird er Jesus genannt mit der hoffnungsvollen Bedeutung «Jahwe rettet». Das ist zwar nicht aussergewöhnlich. Viele andere jüdische Eltern nennen einen ihrer Söhne Jesus und halten damit die Erwartung auf Gottes Rettung wach. Aber bei diesem Jesus steckt weit mehr dahinter. In ihm erfüllt sich die Voraussage Jesajas: «Das ist aber alles geschehen, auf dass erfüllt würde, was der Herr durch den Propheten gesagt hat, der da spricht: ‹Siehe, eine Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und sie werden ihm den Namen Immanuel geben›, das heisst übersetzt: Gott mit uns» (Matthäus 1,22–23). Er ist also nicht nur einer unter vielen Hoffnungsträgern, die auf Gottes Rettung für sein Volk hinweisen. Es ist Jahwe selbst, der einzige, ewige Gott, der echter Mensch wird und sich in diesem Jesus offenbart: Er ist Jahwe, der rettet!
Die Melodie unseres Lebens soll in perfekter Harmonie mit Jesus ein ewiger Lobpreis werden.
Mehr als ein perfekter Mensch
Im natürlichen Umfeld seiner Familie wächst Jesus auf. Sein Verhalten ist moralisch immer perfekt. Trotzdem geben die biblischen Berichte keinen Hinweis, dass seine Menschlichkeit angezweifelt wird. Die Fragen kommen aber, wenn sich die göttliche Seite seiner Persönlichkeit zeigt. Als Jesus auf seiner ersten Reise nach Jerusalem plötzlich verschwunden ist und ihn die verzweifelten Eltern nach tagelangem Suchen endlich im Tempel finden, entgegnet er ihren Vorwürfen: «Habt ihr denn nicht gewusst, dass ich im Haus meines Vaters sein muss?» (Lukas 2,49 HFA). Das können Josef und Maria nicht einordnen. So unbegreiflich wie das Leben von Jesus begonnen hat, so unerklärbar entfaltet es sich nun. Als Jesus seinen öffentlichen Dienst beginnt, geht das Rätseln um seine Person erst richtig los: «Wer ist dieser Jesus wirklich?» Man kennt ihn als Menschen, mit dem man sich normal unterhalten kann, der seinen Hunger und Durst stillen muss, müde wird und schläft, lachen und weinen kann. Immer wieder durchbricht er aber die menschlichen Grenzen: Er weist die Gewalten der Natur in die Schranken, macht Unheilbare gesund und selbst der Tod muss seine Beute wieder hergeben. Als er die Autorität beansprucht, das göttliche Gesetz richtig zu interpretieren und Sünde zu vergeben, kehrt die Bewunderung in Ablehnung und Hass. Die religiösen Leiter sind sich einig: Wer sich als Gott ausgibt, spricht sein eigenes Todesurteil. Schliesslich wird Jesus auf Druck der jüdischen Führer hingerichtet. Doch der Tod ist nicht das Ende. Drei Tage später steht Jesus wieder vor seinen Jüngern. Langsam beginnen sie zu begreifen: Jesus ist Jahwe, der rettet – ganz Gott und ganz Mensch. Sie vertrauen sich ihm an und werden in der Verbindung mit Jesus zu neuen Menschen.
Eine Person – zwei Naturen
Wir können nie abschliessend erklären, wie Jesus gleichzeitig ganz Gott und ganz Mensch sein kann. Mit einem Vergleich wollen wir doch einen kleinen Schritt in die unergründliche Wahrheit wagen.
Der talentierte Musiker Bheki Mseleku spielte manchmal seine Melodien auf dem Saxofon, während er sich gleichzeitig selbst mit dem Klavier begleitete. Dieselbe Person liess zwei verschiedene Instrumente in wohltuender Harmonie erklingen. So ähnlich können wir uns Jesus vorstellen. Er verbreitete die perfekten Klänge seines göttlichen Charakters, während er gleichzeitig die Begleitung seines unverdorbenen menschlichen Wesens spielte. Manchmal waren die menschlichen Eigenschaften besser wahrnehmbar: zum Beispiel dort, wo er im Schiff während eines starken Sturms fest schlief und von den verzweifelten Jüngern geweckt werden musste. Dann trat auch der göttliche Klang in den Vordergrund: wo er mit einem Wort das bedrohliche Unwetter zum Erliegen brachte. Dabei bildeten die menschlichen und die göttlichen Klangfarben die perfekte Harmonie, die uns in der Person von Jesus Christus begegnet.
Vertrauen mit Auswirkungen
Wer sich diesem Jesus anvertraut, erlebt ihn persönlich als Gott, der rettet. Abschliessend zählen wir einige Auswirkungen auf, die ein solcher Glaube auf unser Leben hat:
Weil Jesus ganz Mensch ist, …
… war sein Tod am Kreuz ein echtes Opfer, das Gottes Gerechtigkeit entsprach.
… kann er uns in allen unseren Herausforderungen und Schwächen verstehen.
… ist eine echte Beziehung mit ihm möglich.
Weil Jesus ganz Gott ist, …
… gilt sein Opfer am Kreuz als stellvertretende Bezahlung für die Sünde der ganzen Menschheit.
… gibt er uns göttliche Kraft, um den Alltag zu bestehen.
… stehen wir durch die Verbindung mit ihm in Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott.
Diese Aufzählung ist nicht vollständig. Denken wir noch weiter darüber nach, was wir Jesus zu verdanken haben, der als ganzer Gott für uns ganzer Mensch geworden ist. Denn die Melodie unseres Lebens soll in perfekter Harmonie mit Jesus ein ewiger Lobpreis werden.